Der Tod in der Traumdeutung symbolisiert einen Wandel, einen starken Einschnitt in unser Leben, mit dem wir uns noch nicht bewusst befasst haben. Und doch ist klar: Wir müssen uns dieser Situation stellen, können nicht mehr davonlaufen.
Vielleicht haben wir selbst große Angst vor der Veränderung, vor dem Bruch mit einer Verhaltensweise, einer Person, einer Gewohnheit, einer Lebenssituation. Vielleicht trauen wir uns den Übergang nicht zu. Vielleicht – und dies symbolisieren häufig Träume vom Tod eines anderen Menschen – ist es aber auch ein Verwandter, ein Freund, der/die Geliebte, der oder die Angst vor unserer Veränderung hat.
Lisa reist gern und träumt auch oft vom Reisen. Meistens sind es angenehme Träume, dieses Mal aber wacht sie schweißgebadet auf: Im Traum befindet sie sich auf einem großen Marktplatz, auf dem ein buntes Treiben herrscht. Plötzlich fällt ein Schuss, die Menschen um Lisa herum geraten in Panik, versuchen zu fliehen. Lisa dagegen steht wie angewurzelt, sieht einen Mann in Uniform auf sich zukommen, der sie mit einer Pistole bedroht. Ihre Panik steigert sich ins Unermessliche, als der Fremde auf sie zielt, aber sie weiß, sie kann nicht entkommen. Erneut fällt ein Schuss, Lisa fühlt einen kurzen Schmerz und erwacht.
Wie oft haben Sie sich im Traum schon in Situationen befunden, in denen Sie hätten flüchten müssen, es aber nicht konnten? Lisas Beispiel und ihr Empfinden von Panik zeigen, dass der Tod, von dem sie träumte, ein überwältigendes Erlebnis ist, das den Blick auf die Details verdeckt. Träumen wir vom eigenen Tod oder von dem eines geliebten Menschen, sind wir schockiert und befürchten das Schlimmste. Wir könnten aber auch fragen: Warum ist Lisa nicht fortgelaufen? Warum hat sie ihrem Mörder ins Gesicht geblickt?
Jedes Kind durchläuft in seiner Entwicklung eine Phase, in der es Angst vorm Tod und insbesondere vor dem Tod der Mutter/der Eltern hat. Dies ist der Zeitpunkt, an dem das Kind beginnt, sich selbst als getrennt zu erleben. Seine Angst vor dem Tod ist verbunden mit der Frage: Was tue ich, wenn ich verlassen, auf mich selbst gestellt bin?
Das Kind hat noch keine ausreichenden Fähigkeiten, um allein in der Welt zurechtzukommen. Daher fürchtet es einen solchen Einschnitt. Doch auch Wünsche verbergen sich darin: selbst die Stelle des Vaters oder der Mutter einzunehmen. Ein Wunsch, der verdrängt werden muss, bis eine andere adäquate Lösung gefunden ist, bis das Kind in der Lage ist, seinen Platz in der Welt zu finden.
Auf Lisas Traum übertragen bedeutet dies: Lisa befindet sich auf ihrem Lebensweg – ihrer Reise – in einer Situation, in der sie etwas verändern muss und will, aber noch keine Lösung gefunden hat, die ihr praktikabel erscheint oder die sie sich zutraut. Bisher scheute sie davor zurück, sich dem Problem überhaupt bewusst zu stellen. Nun kommt es auf sie zu, sie kann nicht mehr ausweichen und muss sich ihrem Mörder stellen.
In der Traumdeutung wird der Tod allgemein als Transformation, als Wandel, als Chance verstanden. Er kündigt demnach nie den tatsächlichen Tod einer Person an. Im Gegenteil, er spricht von Geburt und Neuanfang. So gesehen verkündet er allerdings noch nicht den Wandel selbst, sondern die Notwendigkeit, sich dem Unausweichlichen zu stellen.
Die Panik ist verständlich, doch wenn Sie vom Tod träumen, achten Sie auf die genauen Umstände. Die Todesart beispielsweise kann eine Rolle spielen: Ertrinkende fürchten von etwas überschwemmt oder hinabgezogen zu werden; Menschen, die träumen, zu ersticken, spüren, wie die Luft um sie herum immer enger wird, wie jemand oder etwas ihnen die Lebenskräfte raubt. Wer ruhig entschläft oder sich selbst im Grab schlummern sieht, sehnt sich vielleicht nach einer Phase der Ruhe, der Besinnung, in der er dem Alltagsstress entkommen kann.
Jeder Traum vom Tod ist als ein Memento mori zu verstehen. Bedenke, dass du sterblich bist! Genieße dein Leben jetzt und löse dich von allem, was dich daran hindert.
Wenn Sie Ihren Traum vom eigenen Tod oder vom Sterben eines anderen Menschen deuten wollen, können Sie sich die folgenden Fragen stellen:
Auch wenn der Tod eine drastische Verstärkung des Traumes von ausfallenden Zähnen ist, so muss er nicht immer auf einen dramatischen Wandel hinweisen. Es kann sich auch um das Aufgeben von überkommenen Gewohnheiten handeln, die sich im eigenen Leben als störend erweisen.
Wenn Sie vom Tod Ihrer Mutter träumen, dann bedeutet dies in der Regel, dass Sie sich nach mehr Selbstständigkeit sehnen. Sie sollten nach Möglichkeiten Ausschau halten, die zu eng gewordene Bindung zu lockern.
Wenn Sie vom Tod Ihres Vaters träumen, dann kann dies bedeuten, dass Sie die nötige Reife und Selbstständigkeit erlangen, um wichtige Entscheidungen aus sich heraus zu treffen. Die Autorität des Vaters ist nicht mehr notwendig.
Träume vom Tod der eigenen Großeltern weisen in der Regel darauf hin, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt und wir uns von alten Grundsätzen verabschieden sollten.
Träume vom Kindstod symbolisieren in der Regel ein Herauswachsen aus kindlichen Verhaltensweisen und Verhaltensmustern. Sie stehen für einen notwendig gewordenen seelischen Reifeprozess.
Der Traum vom Tod eines guten Freundes steht in der Regel für einen Transformations- und Wandlungsprozess. Etwas Altes muss gehen um Platz für etwas Neues zu machen.
Vom Tod des geliebten Haustieres zu träumen – sei es der Hund, die Katze oder das Pferd – kann ähnlich verwirrend sein wie der Traum von toten Angehörigen. In der Regel steht der Tod eines geliebten Tieres im Traum für Verlustängste und die Angst vor Veränderung.
Träume vom Tod und der eigenen Auferstehung kündigen in der Regel eine bevorstehende Wende an. Altes darf gehen und gibt den nötigen Raum für Neues frei.
Memento Mori. de.wikipedia.org.
Andreas Frischherz: Widerstand gegen Veränderung: Vom Umgang mit Angst und Interessenpolitik im Change Management. gci-management.com.
Bernd Sobolla: Der Tod ist eine Transformation. deutschlandfunkkultur.de.